Samstag, 11. Juni 2011

Werratalradweg - Mi.01. und So 05.Juni 2011


Tag 1, Mi. 01.06.2011 -  Etappe: Neuhaus - Hildburghausen  geradelt: 54km  Wetter: 8° Nieselregen

Himmelfahrt an einem Donnerstag, Freitag Brückentag, langes Wochenende. Was lag da also näher als die Tage wieder für eine Radtour zu nutzen. Nachdem meine Reiseplanung 2011 bislang etwas durcheinander geraten war, entschloss ich mich kurzfristig eine Radreise entlang der Werra und zwar von den Quellen im Thüringer Schiefergebirge bis zu ihrer Vereinigung mit der Fulda zur Weser in Hannoversch Münden, zu unternehmen. Meine Tour startete ich am Mi. 01. Juni mit einer langen Anreise per Zug bis nach "Neuhaus am Rennsteig". Eine lange Zugfahrt mit 4x umsteigen stand mir bevor, ehe ich nach 8 Stunden Bahnfahrt gegen 15:00 Uhr meinen Zielort erreichte.

Die Wetterprognose für das lange Himmelfahrt Wochenende versprach sonnige Temperaturen, heute sah allerdings nichts danach aus. Es war kühl, gerade 8°, sehr windig und leichter Regen. Besonders die letzte Etappe mit der "Süd Thüringen Bahn" kam mir wie 
"Neuhaus, Startpunkt der Tour"




 



eine Ewigkeit vor. Tatsächlich brauchte der Zug für eine Entfernung von ca. 45 km über 2 Stunden. Die Belohnung für das lange Ausharren ist dann, dass man wirklich jeden Ort auf der Strecke kennenlernt. Mehrmals fährt die Bahn in einen "Kopfbahnhof", dann flitzt der Zugführer zum anderen Ende und setzt die Fahrt in die entgegengesetzte Richtung fort. In Neuhaus stieg ich dann als einziger Radler aus dem Zug. Mein Ziel war es mir wenigstens eine der Werraquellen anzuschauen um dann noch geschätzte 40 km bis Eisfeld oder Hildburghausen zu radeln. Bis dato hatte ich noch keine Unterkunft für die erste Nacht und für den Beginn der Radtour war es schon verhältnismäßig spät.


Die ersten 8 km radelte ich auf dem "Rennsteigradweg" um dann auf den "Werratalradweg" zu stoßen, der dann die nächsten ca. 320 km mein Begleiter sein sollte. Die Werra, die sich in Hann. Münden mit der Fulda zur Weser vereinigt, geht aus zwei Quellen am Kamm des Thüringer Waldes hervor. Nordöstlich von Eisfeld entspringt bei Fehrenbach die sogenannte „Vordere“, bei Siegmundsburg die „Hintere“ Werra, die zunächst den Namen Saar führt. Erst in Sachsenbrunn vereinigen sich die beiden Bäche auf dem Weg durch den südlichen Kleinen Thüringer Wald zur eigentlichen Werra.
Den Besuch der Quelle Fehrenbach hatte ich mangels Zeit gestrichen, die Quelle Siegmundsburg lag jedoch direkt auf meiner Route und war mein erstes Etappenziel. Landschaftlich schön führte mich meine Reise durch die Höhen des Thüringer Waldes. 
 
"Auf dem Rennsteig Radweg"


Außer einmal einer Gruppe Wanderern die mich freundlich mit dem Rennsteiggruß "Gut Runst" begrüßten ist mir auf den ersten Kilometern bis zur Quelle Siegmundsburg niemand begegnet. Nachdem ich das Örtchen Alsbach durchquerte stand ich dann an der Werraquelle.
"Alsbach Thüringer Wald"
"Werraquelle Siegmundsburg"
Zunächst knipste ich die obligatorischen Erinnerungsfotos und nutzte die Pause auch um telefonisch mein Quartier zu buchen. Ich hatte Glück, im Gasthaus "Grüner Baum" in Ebenhardts, einem kleinem Ort hinter Hildburghausen war ein Zimmer für mich frei.
Was dann folgte war eine rasante ca. 7km lange Abfahrt bis Sachsenbrunn. Das war wieder einmal so ein Augenblick wo man freiwillig den Fahrradhelm aufsetzt. Ich hatte die Abfahrt auf der Bundesstraße gewählt und immer zugesehen auf höchstens 50 km/h abzubremsen. Gut, dass man sich in solchen Momenten auf sein Fahrrad verlassen kann. Meine Route, die mit einigen Steigungen gewürzt war, führte mich über Eisfeld nach Hildburghausen. Immerhin war ich jetzt gute 45 km geradelt und es war Zeit für eine kleine Kaffeepause.

"Marktplatz Hildburghausen"
An den Tischen vor der Eisdiele hatte ich angesichts des kühlen und feuchten Wetters freie Auswahl und lange habe ich mich nicht aufgehalten. Noch gute 5 km und ich hatte mein Ziel, den "Gasthof Grüner Baum" erreicht wo ich von dem Wirt freundlich empfangen wurde. Nach mir trafen noch 2 Motorradfahrer Pärchen aus Dresdem ein und gemeinsam haben wir den Tag bei einer wohlverdienten Mahlzeit, einem Weizenbierchen und netten Gesprächen ausklingen lassen.

"Hotel Grüner Baum" mit beeindruckender Wandfassade
Tag 2, Do. 02.06.2011 -  Etappe:  Hildburghausen - Bad Salzungen geradelt: 80km 
Wetter: 24° leicht bewölkt

Nach einem gemeinsamen Frühstück mit den Bikern hatte ich meine heutige Etappe bis "Bad Salzungen" geplant. Es war ein besonderer Tag, Himmelfahrt - Vatertag. Bereits am frühen Morgen zog die Landjugend mit Bollerwagen samt hochprozentigem Inhalt los. Zu dieser Zeit noch frisch, gutgelaunt und freundlich grüßend. Das sollte sich im Verlauf des Tages mit zunehmenden Alkoholgenuss ändern, bei meiner Ankunft in "Bad Salzungen" lagen die ersten Schnapsleichen am Wegesrand und prosteten mir lautstark zu.
Meine Route führte mich durch "Themar" vorbei am "Kloßer Veßra", ein Prämonstratenserstift  im südlichen Vorland des Thüringer Waldes. In der mittelalterlichen Anlage gibt es ein kleines Museum.
"Blick auf Kloster Veßra"


"Auf dem Werratalradweg"
Mich zog es jedoch bei zunehmend sommerlichen Wetter weiter Richtung "Themar", einem der ältesten Orte des oberen Werratals. Die mittelalterliche Strukturen der Stadt blieben im wesentlichen erhalten. Eines der schönsten Häuser der Stadt ist das ehemalige Amtshaus in hennebergisch-fränkischem Baustil (1665). Und das ist ja auch für uns Radler sehr interessant, in der Heimatstube ist das erste Tretkurbelfahrrad Deutschlands zu besichtigen.
" ... ehemaliges Amtshaus Themar, eine Augenweide"




Die weitere Strecke verlief durch das Tal über Untermaßfeld bis zur Theaterstadt "Meiningen", malerisch eingebettet in die Landschaft des Werratals zwischen Thüringer Wald und Rhön. Meiningen hat dem Theaterfreund vieles zu bieten. Ich habe meine Mittagspause auf dem wunderschönen Marktplatz verbracht und ein paar Streifzüge durch die Stadt gemacht.

"Einfahrt nach Meiningen"


"Henneberger Haus"
Landschaftlich wunderschön zu fahren kam ich durch weitere reizvolle Orte, der Karnevalsstadt "Wasungen", "Schwallungen" und "Breitungen". Hier verläuft die Grenze zwischen Thüringer Wald und Rhön.



Am heutigen Feiertag waren die Städte wie ausgestorben. Nur zu gern hätte ich einmal eine kleine Rast bei Kaffee und Kuchen gemacht. In dem Städtchen Breitungen hatte jedoch nichts geöffnet. Die Rettung nahte in "Wittgenthal" wo ich mich noch einmal stärken konnte bevor ich mein heutiges Tagesziel, die Kur- und Kreisstadt "Bad Salzungen" erreichte. Auch hier habe ich wieder eine kleine Stadtbesichtigung per Rad unternommen und einige Zeit beim historischen Gradierwerk verbracht und auf dem Marktplatz Bekanntschaft mit einer Gruppe von Radlern gemacht. Die 4 Freunde machen einmal im Jahr eine gemeinsame Radtour, diesmal haben sie den Werraradweg unter die Räder genommen. Ich sollte ihnen im Verlauf der Reise noch öfters begegnen.
Hier in Bad Salzungen habe ich dann im "Hotel Salzunger Hof" eingecheckt und es mir abends auf der Terasse gut gehen lassen.




"Historisches Gradierwerk - Bad Salzungen"






"Maktplatz - Bad Salzungen"
Es war eine wunderschöne Etappe mit liebenswerten Städten im "grünen Herzen" Deutschlands.


Tag 3, Fr. 03.06.2011 -  Etappe:  Bad Salzungen -  Hörschel (Tor zum Rennsteig)
geradelt: 70km  - Wetter: 26° sonnig

Flussradeln = Genussradeln  Gerade für eine landschaftlich so reizvolle Route wie den Werratalradweg sollte man sich Zeit nehmen. Für die Landschaft aber auch die vielen attraktiven, alten Städte mit ihren sehr sehenswerten Fachwerkhäusern. Ich bin auf meinen Reisen schon oft Radreisenden begegnet die nur so durch die Landschaft brausen, leider mit dem Resultat überall gewesen aber nichts gesehen zu haben. Der Weg ist das Ziel. Meine Tagesetappen lagen immer zwischen 70 und 80 km, ideal um vorwärts zu kommen aber auch die Zeit für eine Rast oder kleine Besichtigung zu haben.
Nach einer geruhsamen Nacht in Bad Salzungen setzte ich meine Tour zeitig fort. Eine Umleitung des Radweges (auch so etwas gibt es) zwang mich auf die Bundesstraße linksseitig der Werra. Auf der original Trasse war ein Stück der Straße in die Werra abgerutscht. In "Dorndorf" konnte ich dann den Fluss überqueren und befand mich wieder auf der Original Route.



Weiter führte mich meine Route über "Vacha" bis "Heringen". Der "Monte Kali" ist das 200 m hohe Wahrzeichen von "Heringen". Die imposante Steinsalzhalde ist durch den Kalibergbau entstanden, der hier das Werratal prägt. In Heringen habe ich bedingt der sommerlichen Temperaturen meine Mittagspause in einem Eiscafe abgehalten und auch den ein - oder anderen Radler getroffen.


" Monte Kali - Heringen"
Der Radweg wurde landschaftlich immer schöner. Die weiteren Kilometer führten durch ein Naturschutzgebiet wo es auch eine Vogeleobachtungsstation "Rohrlache" gibt.

 
Einzig und allein ein heftiger Gegenwind aus Nordost trübte meine Radlerlaune.
Die Werra trennte einst Deutschland in zwei Teile. Für viele, gerade der jüngeren Generation gar nicht mehr nachvollziehbar gibt es auch entlang des Radweges Hinweise auf die Zeiten deutsch-deutscher Geschichte.

In "Hörschel" kann man den Werraradweg verlassen um die etwa 9 km entfernte "Wartburgstadt Eisenach" zu besuchen. Die berühmte "Lutherstadt" bietet sich auch als Etappenort an. Leider machte mir das verlängerte Himmelfahrtwochenende mit seinen sommerlichen Temperaturen einen Strich durch die Rechnung. Hatte ich sonst doch immer Glück bei meiner spontanen Unterkunftssuche,war in und um "Eisenach" alles restlos ausgebucht. Zusätzlich fand in Eisenach noch ein "Burschenschaftstreffen" statt, teilte mir die freundliche Dame der Touristinformation telefonisch mit.
Also beschloss ich "Eisenach" rechts liegen zu lassen und mein Glück in "Hörschel" zu versuchen. In "Hörschel" befindet sich das "Tor zum Rennsteig", der Beginn des berühmten Fernwanderweges. Zwei Tage zuvor war ich ja bereits einige Kilometer auf diesem auch mit dem Rad zu befahrenden Höhenwanderweg in "Neuhaus am Rennweg" gefahren.

 

" Tor zum Rennsteig"

"Hörschel", ein kleinerOrt direkt an der Werra gelegen, ist ein beliebtes Ziel für Naturfreunde, Wanderer und Kanuten. Es gibt auch einen empfehlenswerten Gasthof mit benachbarter Pension aber auch dort konnte ich nach Anfrage nicht unterkommen. Eine Gesellschaft hatte alles belegt. Im kleinen Ort würde eine Dame privat Zimmer vermieten. Also bin ich dort hingeradelt und hatte wieder Pech. Die Familie die sonst gern Zimmer an Radler vermietet war selbst auf dem Sprung um am Wochenende zu verreisen. Aber ein paar Häuser die Straße hinauf würde eine Nachbarin vermieten. Was soll ich sagen, dort bin ich dann für die Nacht untergekommen. Den Abend habe ich dann in der erwähnten Gaststätte verbracht und die leckere Thüringerische Kost genossen. Als ich dann abends in meine Herberge zurückkam stand ein weiterer gestrauchelter Reisender in Radlermontur vor der Gartentür, genüsslich Pfeife rauchend. Ebenfalls ein Radler, unterwegs mit Rucksack und Mountainbike. Er hatte seine heutige Etappe von 180 Kilometern auf dem Rennsteigradweg hier in "Hörschel" beendet. Ein Extremradler aus Berlin. Ich habe ihm erst einmal den Gasthof im Ort empfohlen.

Tag 4, Sa. 04.06.2011 - Etappe: Hörschel (Tor zum Rennsteig)
 - Bad Sooden-Allendorf   geradelt: 78 km - Wetter: 32° sonnig

Auf der Veranda servierte unsere Gastgeberin dem Biker aus Berlin und mir ein reichhaltiges Frühstück. So frisch gestärkt konnte ich meine Reise fortsetzen. Das Wetter war perfekt und die Landschaft wurde immer reizvoller. Die Route führte jetzt mehr entlang der Werra und viele Ausflügler nutzten ebenfalls den Sonnentag für Aktivitäten am und auf dem Fluss. Dadurch, dass die Werra sehr gemächlich fließt sieht man auch viele Paddler.
Creuzburg – Mihla – Falken – Treffurt waren die nächsten Orte auf meiner Route.






Bei "Heldra" passierte ich die Landesgrenze und befand mich nun in Hessen. Altenburschla, Wanfried, Eschwege ... sehr sehenswerte Fachwerkstädte wie die Perlen auf der Schnur. Dazwischen die herrlichen Landschaften.






Besonders die Stadt "Eschwege" bietet neben einer herrlichen Mittelgebirgslandschaft Fachwerk soweit das Auge reicht.

"Die hessische Stadt Eschwege"
Bei einer Reise an der Werra kann man wirklich in´s Schwärmen geraten. Der Fluss und die Landschaft bieten pures Freizeitvergnügen.


Am späten Nachmittag erreichte ich dann mein heutiges Etappenziel, den Kurort "Bad Sooden-Allendorf" der auch wieder ein sehenswertes Gradierwerk vorzuweisen hat.

"Gradierwerk Bad Sooden-Allendorf"
Bereits gestern von "Hörschel" aus hatte ich mir hier im "Hotel Martina" ein Zimmer reserviert. Nachdem mein Rad im Fahrradschuppen verstaut war und ich mich stadtfein gemacht hatte habe ich mich noch ein wenig in dem reizenden Ort umgesehen. Als ich dann mein Abendessen in einem netten Restaurant auf dem Marktplatz einnahm, traf ich auch wieder auf die Radfahrergruppe, die ich Tage zuvor in "Bad Salzungen" getroffen hatte. Sie gesellten sich zu mir und es wurde ein unterhaltsamer Abend. An Gesprächsstoff mangelt es einem auf einer Radreise nicht.




Tag 5, So. 05.06.2011 - Etappe:  - Bad Sooden-Allendorf - Hann. Münden
geradelt: 45 km - Wetter: 34° sonnig - schwül

Mein letzter Tag auf dem Werra Radweg. Das Ziel, die hessische Stadt "Hann.Münden" wo sich die Werra mit der Fulda zur Weser vereint. Landschaftlich ging es so schön weiter wie es gestern aufgehört hatte. Auch das Wetter spielte wieder mit. Ich konnte es ruhig angehen lassen, hatte ich doch nur noch 45 km bis "Hann.Münden" abzuleisten. Über "Hedemünden" führte mich die Route in die Kirschenstadt "Witzenhausen". Mehr als 150.000 Kirschenbäume verwandeln im Frühjahr die Berge im schönen Werratal um Witzenhausen in ein weißes Blütenmeer. Im Sommer, zur Erntezeit, feiern die Witzenhäuser und ihre Gäste die traditionelle "Kesper(Kirschen)kirmes" mit Altstadtfest. Immer am zweiten Wochenende im Juli wird dann die Kirschenkönigin gekrönt, deren Amtszeit ein Jahr dauert.

" Der Urwald am Fluss :) "


Gegen Mittag war es dann soweit, ich erreichte mein Ziel. Dort wo Werra und Fulda sich zur Weser vereinigen liegt die 3 Flüsse-Stadt "Hann.Münden". Viele sprechen von dem Fachwerkjuwel des Weserberglandes. "Hann.Münden" kannte ich bereits von früheren Radreisen entlang der Fulda, einmal vor Jahren bin ich dort zu einer kleinen Tour entlang der Weser gestartet. An diesem hochsommerlichen Sonntag war viel los, in der Stadt. Selten habe ich so viele zumeist Tagesradler gesehen wie hier. Ein wenig habe ich mich noch in der schönen Altstadt aufgehalten, und meine Tour bei Kaffee und Kuchen ausklingen lassen.

" Der Weserstein "
Die Werra Radtour gehört zu den schönsten Flussradrouten Deutschlands. Das kann ich nur bestätigen, 327 Kilometer sind auf meiner Reise durch malerische Fachwerkorte und wunderschöne Naturschutzgebiete zusammen gekommen. Leider geht auch die schönste Reise einmal zu Ende. Ich bin dann noch zum Bahnhof geradelt, habe mir ein Niedersachsenticket und die Fahrkarte für die Radmitnahme im Zug besorgt und bin ein bisschen wehmütig heimgereist.